Glückliche Lehrer erleben glückliche Schüler

Kennt ihr das?

Der Wecker klingelt unaufhaltbar um kurz vor sechs in der Früh, ich bin hundemüde. Kopfschmerzen bewegen sich vom Hinterkopf in Richtung Schläfen. Es lebe der Snooze Modus! Beim vierten Läuten stehe ich fünfzehn Minuten bevor ich das Haus verlassen muss gestresst auf und kippe schnell einen Kaffee hinunter.

Der restliche Tag verläuft dann zirka so: Mir fällt ein Autofahrer auf, der mich nicht über die Straße lässt und ich bin schon sauer. Ich komme in der Schule an und eine Kollegin blickt mich schief an. Ich frage mich, was ich ihr wohl getan habe. In der Klasse streiten sich die Kinder heute ohne Ende und ich ärgere mich den ganzen Tag. Ich lasse mein Essen anbrennen, weil ich mit den Gedanken schon wieder bei den Dingen bin, die ich alle noch zu erledigen habe. Am Nachmittag finde ich keine Ruhe und hetze von Aufgabe zu Aufgabe. Gegen Abend kommt mein Mann nach Hause und steht ratlos in der Küche. Ich sehe darin einen Vorwurf und motze: „Mach dir selber essen ich gehe schlafen!“

Wie würde dieser Tag aussehen, wenn ich mir ein paar Glücksrituale einbauen würde, die Sonja Lyubomirsky, Laura Malina Seiler, Tony Robbins oder Christian Bischoff vorschlagen?

Der Wecker klingelt um kurz vor sechs, ich strecke mich und sage in Gedanken: „Danke für diesen Tag. Juhu, wieder ein Tag den ich erschaffen darf!“ Ich stehe beschwingt auf und trinke Ingwertee mit Kurkuma und frischer Zitrone. Anschließend setze ich mich an meine tägliche Meditationspraxis. Ich visualisiere meinen Tag und die Ziele die ich mir gesetzt habe. Anschließend esse ich ein gesundes und ausgewogenes Frühstück und tanze noch ein paar Takte zu meinem Powersong.

Danach fahre ich entspannt mit dem Rad in die Arbeit und pfeife so fröhlich vor mich hin, dass ich den Autofahrer zwar bemerke, ich mir aber nichts weiter dabei denke. Eine Kollegin in der Schule scheint heute sehr in Gedanken zu sein und ich frage, ob ich ihr helfen kann und mache ihr einen Kaffee. Ich merke, dass sie heute Unterstützung und Aufmunterung benötigt.

In der Schule habe ich meine tägliche Gelassenheits-Challenge und werde mir bewusst, wann ich in negative Gedankenmuster rutsche, atme dann kontrolliert ein und aus und reagiere möglichst in allen Situationen angemessen und ruhig. Ich nehme viele positive Fortschritte bei meinen Schülern wahr.

Am Nachmittag setze ich mich motiviert an meine Vorbereitung für den nächsten Tag und nach einer Pause überlege ich mir etwas Interessantes für einen neuen Blogbeitrag. Am Abend verbringe ich Zeit mit meinem Mann und Freunden und gehe mit einem zufriedenen Gefühl ins Bett.

Ich weiß, diese beiden Geschichten sind überspitzt dargestellt, aber ihr könnt mir glauben, denn ich habe beide und viele andere Varianten schon oft genug überlebt ;). Natürlich läuft auch nicht jeder Tag wie die zweite Version, aber es geht um ein erstrebenswertes Ziel, um solche Tage immer wieder zu erleben.

Was sagt die Forschung zum Glücksgefühl und der Freude?

Vorteile von Glücksgefühlen (nach Sonja Lyubomirsky, Ph D. Departement of Psychology an der UC Riverside):

  • Menschen, die sich glücklich fühlen, sind produktiver und kreativer in der Arbeit
  • sie verdienen oft mehr Geld und haben bessere Jobs
  • sie sind bessere Führungskräfte und Verhandler
  • sie heiraten eher und lassen sich seltener scheiden
  • sie haben mehr Freunde und soziale Unterstützung
  • sie besitzen oft ein besseres Immunsystem
  • sie helfen anderen mehr und leben länger
  • sie können mit Stress besser umgehen

Wow, wenn das mal kein Grund ist, sich täglich dafür einzusetzen!

Die Autorin merkt an, dass manche der oben angeführten Punkte sich gegenseitig beeinflussen. Wenn ich glücklicher durch mein Leben gehe, ziehe ich zum Beispiel eher einen guten Ehemann an und bin in meiner Partnerschaft achtsamer. Wenn ich mehr Freunde habe, bin ich natürlich glücklicher, aber durch mein positives Gemüt gewinne ich auch mehr neue Freunde dazu. Wenn ich mehr soziale Unterstützung habe, werde ich mein Projekt auch eher starten. Sie nennt dieses Phänomen: „upward spirals.“

Ihre „creativity study“ aus dem Buch „THE HOW OF HAPPINESS“ ist für uns Lehrer besonders interessant:

Erster Schritt dieser Studie war es einen guten Gemütszusand herzustellen. In diesem Fall bekam die Testgruppe ein Geschenk. Der zweite Schritt war ein Kreativitätstest, indem passende Begriffe gefunden werden mussten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Menschen der beschenkten Gruppe auch kreativer waren.

Mein Fazit für unsere Schüler:

Wir müssen in unseren Klassen eine glückliche Atmosphäre schaffen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Eine weitere sehr relevante Studie für die Schule ist die Vancouver Studie, da die Testpersonen Kinder im Alter von 9 – 12 Jahren waren.

In einem vierwöchigen Experiment sollte die Hälfte der Kinder drei Freundlichkeitsaktivitäten in der Woche ausführen und aufschreiben.

Die andere Hälfte schrieb nur auf, an welchen Orten sie waren.

Am Schluss wurde gefragt mit welchen Kindern die anderen gerne arbeiten und spielen würden.

Diejenigen Kinder, die Freundlichkeitsaktivitäten durchgeführt haben, wurden dabei häufiger genannt, obwohl diese guten Taten sogar oft zu Hause ausgeführt wurden.

Sonja Lyubomirsky verweist hier darauf, dass „gute Taten“ in der Klasse zu einer besseren Atmosphäre führen und Mobbing reduzieren können.

Können wir unser Glücksgefühl beeinflussen?

Leider ist unser Glücksgefühl nicht nur von unserem Einsatz abhängig, sondern zirka 50% sind genetisch definiert. Etwa 10% ergeben sich aus den Lebensumständen und ungefähr 40% können wir durch eigene intentionale Aktivitäten positiv beeinflussen.

Wie kann ich meine „Freudegefühle“ steigern?

Glückliche Menschen aus den Studien machen folgende Dinge:

  • Dankbarkeit und Anerkennung im Freundeskreis, Kollegium und privat zeigen
  • Freundlichkeitsaktivitäten ausführen (Bsp: Kollegen helfen, Kuchen für alle mitnehmen ….)
  • optimistisch sein und überwiegend positiv denken
  • sie vergeben sich selbst und anderen und sehen Fehler als Lernchance
  • den Moment genießen
  • Zeit mit Freunden verbringen
  • bewusste Ziele im Leben haben
  • regelmäßige Meditation und/oder das ausüben der eigenen religiösen Praxis
  • regelmäßige Bewegung/Sport

Wie kann das jetzt konkret aussehen?

  • jedes Mal im Lehreralltag, wenn Druck und Stress aufkommen, bewusst ein- und ausatmen und sich fragen: „Wofür bin ich gerade dankbar?“ „Was läuft im Moment gut in der Klasse?“ „Was kann ich aus dieser Erfahrung lernen?“
  • das Meditieren ausprobieren, zur Ruhe kommen, im Hier und Jetzt sein und Gelassenheit trainieren
  • eine Morgenroutine zulegen, damit der Tag schon gelassen anfängt und einen die kommenden Situationen nicht aus der Bahn werfen, weil man schon positiv eingestimmt ist
  • den Kollegen bewusst ehrliche Komplimente machen und ihnen sagen, wenn du ihnen dankbar bist. Das gilt natürlich auch für den Chef
  • dir deine „beste“ Zukunftsvision vorstellen, als wäre sie bereits erfüllt
  • gelungene Momente in der Klasse und privat feiern und dich daran erinnern
  • Am Ende des Tages überlegen: „Was hat heute gut funktioniert? Was kann ich morgen noch besser machen?“
  • präsent mit den Kindern deiner Klasse sein, sie ehrlich loben, sie ernst nehmen und gute Gewohnheiten in deiner Klasse einführen
  • wichtige Werte kennen und danach leben

Ein Beispiel: Ich versuche in meiner Klasse immer ruhig zu bleiben, da ich weiß, dass die Kinder noch einiges zu lernen haben und ich auch gerne mit Geduld behandelt werden möchte. So kann ich jeden Tag aufs Neue an mir arbeiten ;).

  • Eine sehr „drastische“ aber geniale Möglichkeit um „Probleme“ wieder ins richtige Licht zu rücken ist die Methode die Carlos Casteneda vorschlägt und im Video „Anti-Ärger-Strategien“ von Vera F. Birkenbihl erklärt wird.Sie heißt: „Der Tod als Ratgeber.“ Die Frage dazu lautet: Fände ich die Situation noch immer so schlimm und unlösbar, wenn ich wüsste, dass ich nur mehr vier Wochen zu leben hätte? Das rückt die Dinge meistens wieder ein bisschen in die richtige Relation zurück. Auch bei Entscheidungen kann diese Frage helfen.
  • Auf Ruhepausen und regelmäßige Bewegung achten
  • eine Dankbarkeitspraxis in der Schule und alleine zu Hause einführen
  • auf dein Umfeld achten und Zeit mit positiven und motivierenden, unterstützenden Menschen verbringen

Praxisbeispiel aus meiner Klasse:

Ich habe in meiner Vorschulklasse eine „Gute Taten Sonne.“ Die Kinder sammeln über den Tag bei positiven Aktivitäten, wie

  • teilen
  • sich gegenseitig helfen
  • Streit mit Worten lösen
  • auf Stopp Signale hören
  • bitte und danke sagen

Herzklammern. Diese werden am Ende des Tages besprochen. So wird den Kindern bewusst wie viel in der Klasse schon gut läuft und ein positiver Tagesrückblick ermöglicht.

 

 

Da weitere Details meinen heutigen Blogartikel sprengen würden, gebe ich euch zu den angeführten Themen den Tipp, sich die unten stehenden Bücher, Seminare und Videos anzusehen.

Quellenangaben für Interessierte:

Sonja Lyubomirsky, THE HOW OF HAPPINESS, A SCIENTIFIC APPROACH TO GETTING THE LIFE YOU WANT, Penguin Books

Sonja Lyubomirsky, Is it possible to become happier and, if yes, how? Vortrag an der Missouri State University gefunden auf Youtube

Vera F. Birkenbihl, Anti Ärger Strategien, Wollen Sie sich zukünftig weniger ärgern? als DVD und auf Youtube

Viele positive Umsetzungstrategien in meinem Leben habe ich aus dem Seminar „Die Kunst dein Ding zu machen“ von Christian Bischoff

Viele tolle Meditationen und Übungen zum Verzeihen findet ihr bei Laura Malina Seiler auf Youtube, in ihrem Podcast „Happy, holy and confident“ und und in ihrem Buch „Mögest du glücklich sein. Entdecke dein Höheres Selbst und verbinde dich mit deiner inneren Kraft“ erschienen bei Komplett Media

Wenn es um das eigene Vokabular und die positiven Fragen geht, die man sich selber stellen kann, liest man am besten:

Tony Robbins, Awaken the Giant within, How to take immediate control of your mental, emotional and physical self, Verlag: Free press

 

 

 

 

 

 

 

3 Gedanken zu „Glückliche Lehrer erleben glückliche Schüler“

  1. Hallo Iris!

    Mir fällt positiv auf, dass du in deinen Artikel immer sehr viele Studien einbringst, die deine Aussagen stützen. Ich wünsche dir weiterhin so viel Motivation und Power.

    Besonders intressant finde ich aber auch die praktischen Beispiele aus deiner Klasse, wie die Gute Taten Sonne.

    Liebe Grüße, Steffi

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